Pädagogisches Konzept



Naturpädagogik

Durch die Vielseitigkeit des Linsenbühlhofes bewegen sich die Schwalbennest-Kinder in einer authentischen Lebenswelt, sie erfahren sich und ihre Umwelt unmittelbar. Sie erleben Kontinuität & Veränderung, verstehen die Elemente, natürliche Gesetzmäßigkeiten und den Wechsel der Jahreszeiten. Das Draußen-Sein unterstützt den Forscherdrang der Kinder, das selbständige Entdecken, Beobachten, Ausprobieren und Erkunden. Zudem bringen wir den natürlichen Ressourcen eine entsprechende Wertschätzung entgegen – und wenn es im Sommer eine Weile nicht regnet, gibt es leider auch kein Wasser zum Spielen in unserer Tonne. Schwalbennest-Kinder lernen Natur, Pflanzen, selbstgeerntete Nahrung, Artenvielfalt, etc. zu schätzen und zu lieben – die beste Grundlage, sie aus dieser Einsicht heraus schützen und bewahren zu wollen.


Tiergestützte Pädagogik

Der tägliche Kontakt der Schwalbennest-Kinder zu den verschiedenen Bauernhoftieren schafft einprägsame Erlebnisse und echte soziale Natur-verbundenheit. Tiere können beruhigend auf Kinder wirken. Die Kinder entspannen während sie ein Kaninchen auf dem Schoß haben und erleben einen intensiven Achtsamkeitsmoment; sind sie unruhig, wird ihnen das Kaninchen vom Schoß hoppeln. Die Empathiefähigkeit wird erweitert sowie die Bereitschaft, auf die Bedürfnisse anderer Lebewesen Rücksicht zu nehmen. Schwalbennest-Kinder verinnerlichen, dass tägliche Versorgungsaufgaben mit der Haltung von Tieren verbunden sind und sie üben sich in Verantwortungsübernahme. Auch den Tod lernen sie als etwas Natürliches kennen – sie erfahren durch die Tiere die Komponenten des Lebens, wie Geburt, Wachstum, Veränderung und Vergänglichkeit.

 


Bewusste Kinderernährung

Das Schwalbennest ist auf einem Bauernhof zuhause – dem Ort, wo Lebensmittel erzeugt werden. Kinder erfahren hier in unvergleichlicher Weise, woher z.B. das Ei kommt. Die Haferflocken-Quetsche zeigt, wie Müsli entsteht. Eigenes Mehl aus Weizen zu mahlen, ist beschwerlich, aber selbstgebackenes Brot schmeckt am besten. Dazu die Butter, die selbst aus dem Rahm der Milch geschüttelt wurde, und das Kräutersalz, das wir aus unseren geernteten Kräutern hergestellt haben. Ernährung ist ein Schwerpunkt in der pädagogischen Arbeit des Schwalbennests – wir sind seit 2018 BeKi-zertifiziert.

Das Vesper ist jeden Tag ein zentraler Gemeinschaftsmoment. 



Wertebewusstsein

Die Schwalbennest-ErzieherInnen leben den Kindern Ehrlichkeit und Gerechtigkeit vor, begründen ihre erzieherische Einflussnahme und entschuldigen sich auch mal, sollte es zu einem Missverständnis gekommen sein. Wir arbeiten diskriminierungssensibel, akzeptieren keine Witze über die identitätsstiftenden Eigenheiten eines Kindes. Weiterhin erleben die Schwalbennest-Kinder, dass nicht alle individuellen Wünsche befriedigt werden können, nicht alle Dinge unmittelbar zur freien Verfügung stehen, dass man Sachen reparieren kann oder selbst erschaffen.

 

Wasser, Erde, Luft, Pflanzen, Insekten, Tiere, Mitmenschen – alles Elementare ist für die Schwalbennest-Kinder wertvoll. Empathie heißt auch, sich selbst mal zurück zu nehmen und durch Solidarität Glück in einer harmonischen Gemeinschaft zu empfinden.

 

Das Weiterentwickeln der Kompetenzen, der eigenen Fähigkeiten, gibt dem Kind Flügel. Es sind die gelebten Werte, die dem Kind Halt vermitteln, dem Kind Wurzeln geben. Die Zukunftsfähigkeit der Kinder spiegelt sich vor allem in einem sinnstiftenden Wertebewusstsein wieder – was brauche ich, was braucht der Mensch, um glücklich zu sein?

 


Partizipation

Partizipation ist ein gesetzlich verankertes Kinderrecht. Teilhabe erfordert und fördert eine Vielzahl an personalen und sozialen Schlüsselkompetenzen, im Hinblick auf die Erziehungsziele, Eigenverantwortlichkeit & Gemeinschaftsfähigkeit.

Kinder im Schwalbennest üben demokratische Entscheidungs- und Beteiligungsprozesse, sie lernen diskutieren und gemeinsame Beschlüsse und Regeln zu akzeptieren, lernen sich für etwas zu engagieren. Dabei werden sowohl die Ebenen der individuellen Selbstbestimmungsrechte eines Kindes als auch die Mitbestimmungsrechte und Mithandlungsrechte der Kinder-Gruppe beachtet und umgesetzt.

 

 

Die Prinzipien, die für unser pädagogische Handeln gelten:

  •  assistieren statt lösen
  • motivieren statt reglementieren
  •  bestärken statt kritisieren
  • unterstützen statt begrenzen.

 


Kreativität

Wir arbeiten prozessorientiert & lassen den Kindern größtmöglichen Raum für ihre Kreativität. Kreativität verstehen wir als allgemeine Problemlösefähigkeit – kreativ sein heißt clever sein. Kreativität macht uns flexibel. Flexibilität ist die kognitive Fähigkeit, ohne große Verunsicherung auf dynamische Problemlagen oder auf unmittelbare Veränderungen des Gewohnten bzw. Geplanten reagieren zu können.

Flexibilität schafft Vertrauen – in sich selbst und die Handhabbarkeit der Hürden des Lebens. Dieser innere Grundsatz 'Ich schaffe das' erzeugt Selbstvertrauen; so ein „starkes“ Kind entwickelt ein ausgeprägtes Kohärenzgefühl: ein Urvertrauen in die Handhabbarkeit, Sinnhaftigkeit und Verstehbarkeit der (Um–)Welt und des Lebens an sich. Ein ausgeprägtes Kohärenzgefühl wiederum fördert die Resilienz, die psychische Widerstandskraft.

 


Sprachförderung

Das Mitteilungsbedürfnis der Kids und der Wunsch nach Kontakt sind die Anknüpfungspunkte, um die Sprechfreude der Kinder zu fördern. Wir geben den Kindern verschiedene Gelegenheiten, zu erzählen. Es ist die Korrelation zwischen Zuhören und sich mitteilen, die sie erfahren und verinnerlichen sollen. Im Sinne der Eigenverantwortlichkeit & Gemeinschaftsfähigkeit ist es von elementarer Bedeutung, sich ausdrücken zu können, um verstanden zu werden bzw. andere zu verstehen.

In wöchentlichen gezielten Sprachförderangeboten wird das Sprechen spielerisch zelebriert & auch die Vorschüler erfahren durch das Philosophieren eine verstärkte Sprachförderung: Argumente logisch zu formulieren, auf das Gesagte anderer einzugehen, Gedanken zu verbalisieren – Dialogfähigkeit ist ohne Zweifel eine Zukunftskompetenz.

 


Körper & Motorik

Das Erleben der eigenen Körperlichkeit spielt für die ganzheitliche kindliche Entwicklung eine enorme Rolle. Im Schwalbennest sprechen wir über die Fähigkeiten & Funktionen eines Körpers und ermutigen die Kinder, ihren Körper bewusst wahrzunehmen. Die Grobmotorik wird auf natürliche Weise gefördert: die Spiel-Wiese ist uneben; ist es matschig, ist es rutschig; in der Stroh-Tobe-Burg gibt es Höhen und Tiefen zu überwinden. Ebenso geben wir Acht auf die Förderung der Feinmotorik: die Stifthaltung, das Schneiden sowie ein gutes Gefühl für unterschiedliche Werkzeuge werden regelmäßig geübt. Über Material-Anreize fördern wir die eigenständige kreative und intensive Auseinandersetzung mit Kleinteilen, sodass die Kinder sich auf ihr feinmotorisches Tun konzentrieren lernen.

 


Vorschule

Ein- bis zweimal pro Woche treffen sich die Vorschüler in der sogenannten „Adlergruppe“, um sich gemeinsam mit einer Erzieherin auf die Schule vorzubereiten. Im Fokus der klassischen Vorschule stehen die Themen Farben & Formen, Buchstaben & Zahlen, das Ich & das Wir. Zudem wird beim regelmäßigen Philosophieren – zu Themen wie z.B. Glück, Freundschaft, Gerechtigkeit, etc. die Argumentationsfähigkeit sowie multiperspektivisches Denken gefördert. Wir setzen uns im Schwalbennest intensiv mit Werten & Sinnfragen auseinander, um Orientierung zu geben. Das Schwalbennest kooperiert mit der Grundschule Öhningen. Im letzten Kindergartenjahr kommt die Kooperationslehrerin zu verabredeten Terminen, um die Vorschüler bei ersten Übungen kennenzulernen.